Iris Fischer - Lebe deine Magie
Wie du als hochsensible Frau in deine wahre innere Größe gelangst und dir ein stimmiges Wohlfühl-Leben für deine Seele kreierst, in dem du wirklich daheim bist. Du musst dich nicht limitieren lassen oder dich selbst limitieren. Der Schlüssel liegt in deiner Magie. Ich helfe dir, dein inneres magisches Licht zu entdecken und es in all seiner Kraft nach außen hin leuchten und strahlen zu lassen. 

Was mich in meinem Leben entscheidend geprägt hat

Mein Leben haben zwei Frauen entscheidend geprägt. Die eine positiv, die andere negativ. Von der Frau, die mich so sehr berührt und mein Leben so sehr bereichert und auf positive Weise erfüllt hat, will ich dir hier erzählen. Weil ich so bin, wie ich bin. Weil ich so bin, wie sie war. 

So war mir in der Zeit meiner Kindheit meine Großmama ein sehr wichtiger Halt. Bei ihr hatte ich das Stück konstante Heimat, das mir ansonsten gefehlt hat. Denn in meinen ersten drei Lebensjahren musste ich schon drei Ortswechsel mit drei Umzügen mitmachen. In meinem zehnten Lebensjahr dann den vierten. Da sind wir, meine Eltern und ich, in unser eigenes Haus gezogen. Aus dem ich mit siebzehn dann wieder ausgezogen bin. Mein fünfter Umzug und Ortswechsel. Somit hatte ich keinen Platz, an dem ich mich wirklich wohl und daheim gefühlt habe. Da mir jedes Mal, wenn ich dort innerlich ankommen wollte, ich vielleicht neue Freunde gefunden hatte, der Ort wieder weggenommen wurde. Ich dort wieder weg musste. Und es zudem nur Überbehütung, Verbote und Regeln und klein halten gab. So konnte sich bei mir nicht das Gefühl des Zuhause Seins, der inneren Ruhe und des emotionalen Wohlfühlens einstellen. Bei meiner Großmama hatte ich dieses Gefühl schon. Was echten Seltenheitswert für mich besitzt. Und gerade deshalb so elementar für mich ist.

Meine Großmama war eine sehr fleißige, gläubige, liebe, geduldige, warme und herzliche Frau. Die nie laut wurde und die ich nie böse erlebt habe. Als Kind habe ich mich jedes Mal so sehr gefreut, wenn meine Eltern gesagt haben, wir fahren zu meinen Großeltern ins Fichtelgebirge. Das waren von uns daheim im Nürnberger Land gut hundert Kilometer. Oft haben wir dort übernachtet. Sie hatten ein großes Haus mit weitläufigem Grundstück direkt am Waldrand. In das im hinteren Garten immer wieder Rehe und Hasen und ab und an auch ein Fuchs gekommen sind. Der Vorgarten war im Sommer voll blühender Lupinen. Vor dem Küchenfenster stand ein Essigbaum, an dem ein Vogelhäuschen angebracht war. Im Winter konnten wir so die Vögel und Eichhörnchen dabei beobachten, wie sie sich Futter geholt haben. 


Mein Großvater war zu seiner Zeit ein sehr angesehener Lehrer. Oberlehrer sogar. Ein hochanständiger Mensch. Sehr angepasst und tiefgläubig, aber sehr streng. Meine Großmama war also Lehrersfrau. Und hatte somit auch den Respekt der anderen Leute im Ort. Aus meiner heutigen Sicht waren sie ein absolut gegensätzliches Paar. Sie haben zusammen sechs Kinder großgezogen. Meinen Vater mit seinen Geschwistern.


Die Zeit dort hat für mich immer bedeutet, viele Familientreffen mit der gesamten Verwandtschaft erleben zu dürfen. Ich habe oft lieber gespannt bei den Erwachsenen gesessen und ihnen stundenlang zugehört, als mit meinen Cousinen und Cousins zu spielen. Da es mich sehr fasziniert hat, was die Erwachsenen sich erzählen und was sie erlebt haben. Manchmal war das auch unheimlich, zumindest für mich als Kind. Weil sie von Dingen erzählt haben, die sie gesehen haben, die ich damals nicht einordnen konnte. Wie ich heute weiß, müssen sie ebenfalls, ohne zu wissen, hochsensibel oder hochsensitiv gewesen sein. Sie haben es damals aber auf ihren tiefen christlichen Glauben geschoben. Und sind davon ausgegangen, es wären "Wunder Gottes" gewesen, die sie da erlebt haben.


Die Zeit bei meiner Großmama war eine der glücklichsten meines Lebens. Bei ihr habe ich mich immer nur wohl und zuhause und immer willkommen gefühlt. Sie habe ich niemals gestört. Ihr war ich nicht lästig. Sie habe ich niemals genervt. Sie war niemals ungeduldig mit mir. Sie hat mich niemals als schwierig empfunden und niemals gedeckelt. Sie hat mit mir niemals geschimpft. Sie war sehr viel subtiler. Nämlich mit Liebe, Verständnis und Güte. Ich habe als Kind mal, weil sie mir irgendwas nicht erlaubt hat, meiner Mutter die Zunge gebleckt und das hat meine Großmama gesehen. Sie hat mich festgehalten und in den Arm genommen und mir ganz ruhig erklärt, dass ich meine Mama so nicht behandeln darf. Weil man seine Mama ehren soll. Ich habe mich damals richtig geschämt. Weil es viel schlimmer so war, als wenn sie mich geschimpft hätte. 


Sie hat zuhause sehr viel gearbeitet. Hat sich aber niemals beschwert. Denn sie hat nicht nur ihre sechs Kinder großgezogen, sondern dazu noch das große Haus und den riesigen Garten versorgt. Wenn sie mehr Geld gehabt hätte, hätte sie sich bessere Kleider gekauft, hat sie irgendwann mal gesagt. Hat meine Mutter mir mal erzählt. Aus meiner Sicht hat sie sich aufgearbeitet. Eine angepasste und fügsame Frau ihrer Zeit.


Die Zeit dort hat auch bedeutet, entspannte Spaziergänge im nahen Fichtenwald oder Ausflüge im Fichtelgebirge zu unternehmen (wir waren oft am Fichtelsee oder im Felsenlabyrinth) im Winter dabei knietief im Schnee zu versinken, gemeinsames Essen mit allen am großen Tisch im Esszimmer, davor wurde immer der Gong aus Messing geschlagen, anstatt zu rufen, dass alle zum Essen erscheinen, denn der wurde überall im Haus und im Garten gehört, Beeren pflücken im Sommer im Garten mit der gesamten Verwandtschaft (im Garten war alles an Obst und Gemüse vorhanden, was du dir vorstellen kannst. Es gab Stachelbeeren, schwarze und rote Johannisbeeren, Kirschen, Mirabellen, Erdbeeren, Zwetschgen, Äpfel, Bohnen, Erbsen, Spargel, Tomaten, Gurken, Karotten usw...ganz früher gab es sogar einen Kartoffelacker), die Großmama dann verarbeitet und das meiste auf Vorrat eingemacht hat, mit meinem Cousin zusammen Erdbeeren im Garten zu pflücken oder Spargel zu stechen, den es zum Mittag dann gab, selber gebackene Osterhasen mit bunten Eiern, einen für jeden von uns, silbernes Lametta am Weihnachtsbaum, selbst gebackene Zimtplätzchen, selber gemachte Suppe vor jedem Mittagessen und jeden Tag Nachtisch und nachmittags Kaffee bzw. Kakao und selbst gebackenen Kuchen und im Sommer selber gemachtes Eis... 


Ab und an haben mein Vater und seine Brüder zusammen die Wiese vor und neben dem Haus und hinten im Garten zwischen den Kirschbäumen gemäht. Sie war oft so hoch, dass sie erst mit der Sense durch mussten und dann mit dem Rasenmäher. Das war immer ganz großes Kino...


Es hat bedeutet, dem Geplapper des Wellensittichs zu lauschen, dessen Käfig im Esszimmer neben dem Fenster stand, Gassi zu gehen mit dem Dackel meines Großvaters, gemeinsames Klavierspielen mit Großmama, da sie mir beigebracht hat, mit zehn Fingern zu spielen. 


Es hat bedeutet, ein Wechselspiel zwischen Abenteuer, Ruhe und fröhlichem Chaos, je nachdem, welche Familie der Verwandtschaft zeitgleich mit uns da war, es bedeutete Freude, Lachen und Spaß, Gemütlichkeit, Sicherheit und Harmonie, die vielen Kinderbücher zu lesen, für die es im Flur ein extra Regal mit einem Vorhang aus Stoff davor gab, meine Großeltern nebeneinander vorm Haus stehend, wenn wir wieder gefahren sind und sie uns nachgewinkt haben, bis wir mit unserem Auto ums Eck waren und so viel mehr...


Sie hat die Gabe gehabt, die ganze Familie und die Verwandtschaft zusammenzuhalten. Und immer wieder um sich zu scharen. Sie war es auch, die mir gesagt hat, ich soll auf mein Herz hören. Und ich soll glauben. Nur dass ich im Laufe der Zeit als Erwachsene meinem ganz eigenen Glauben gefolgt bin. Nicht dem kirchlich-christlichen Glauben, sondern meiner ureigenen Spiritualität. Weil ich gegen den tiefen christlichen (evangelischen) Glauben meiner gesamten Familie von klein auf sehr vehement rebelliert habe. Weil ich immer gespürt habe, dass da irgendwas falsch ist. Ich damit rein gar nichts anfangen konnte. Und auch nicht wollte.


Als ich dreizehn Jahre alt war, ist sie gestorben. Das war 1981. 


Sie hat sich im Winter beim Schneeschippen überanstrengt. Und der Schnee lag damals im Fichtelgebirge sehr hoch. Erst dachten alle, sie hätte "nur" eine Rippenfellentzündung, aber es war viel schlimmer. Sie war erst im Krankenhaus und lag dann daheim. Ich weiß noch, wie ich ihr Essen ans Bett gebracht habe und wie sehr sie sich gefreut hatte, mich zu sehen. Ich durfte nicht bei ihr bleiben, weil meine Mutter gesagt hat, ich soll sie nicht stören. Was ich bis heute bereue, dass ich dagegen nicht rebelliert habe. Denn nicht lange danach hat sie die Erde verlassen. Ich weiß noch genau, was ich damals gemacht habe. Ich saß mit einer Freundin bei uns zuhause auf der Treppe vorm Haus, als das Telefon klingelte. Und wir den Anruf bekamen. Sie war dabei erst Anfang Siebzig. 


Was eine riesige Lücke in meinem Leben gelassen hat und ich nach dieser Heimat, Liebe und Wärme im außen immer gesucht habe. Was mir sehr lange Zeit allerdings nicht bewusst war. Ich hab das sehr lange Zeit gar nicht verarbeiten können. Erst etliche Jahre später. Bis ich die Liebe in mir selber entdeckt und mich in mir selbst wirklich daheim gefühlt habe. Aber das ist eine andere Geschichte und gehört an einen anderen Platz. Da dies viele Geschichten sind, die alle zusammengehören. Die miteinander verwoben sind. Die ganze Bücher füllen (würden). Und somit eine einzige große Geschichte, mit vielen kurzen und langen Kapiteln, wunderschönen, leidvollen und schmerzhaften, darstellt. Meine Geschichte. Und es sehr viele Irrungen und (Ver-) Wirrungen gab, bis ich da ankam, wo ich jetzt bin. 


Dennoch gehört hier erwähnt das Kapitel der Männer in meinem Leben. Und meiner drei Seelenverbindungen. Da sie alle, jeder auf seine ureigene Art, mich dabei unterstützt haben, mich selbst (wieder) zu finden. Die meine Geschichte einen sehr weiten Teil meines Lebens maßgeblich prägen. Und jeder einzelne Mann mir in meinem (nicht) bei mir Sein auf die ein oder andere Weise als Spiegel gedient hat. Die einzelnen Geschichten und auch die Geschichte mit meiner Dualseele werde ich hier allerdings nicht erzählen. Da dieser Platz hier nicht dafür passt. Und ich nicht zu den Menschen gehöre, die ihr Liebesleben in allen Details öffentlich ausbreiten.



Jedenfalls bin ich immer dem Weg meines Herzens gefolgt und habe immer meiner ureigenen Wahrnehmung geglaubt, selbst wenn ich mich das ein oder andere Mal von anderen habe abhalten lassen. Weil in mir immer die Angst war, dass ich andere störe. Dass andere mich nur dulden. Dass andere mich nicht wollen. Dass ich sie nerve. Dass sie mich als nicht gut genug für sich finden. Und dass ich sie wieder verliere. Und ich sehr lange gebraucht habe, um diese Angst in mir zu eliminieren. 


Meine Tante, die älteste Schwester meines Vaters, hat immer wieder mal zu mir gesagt, auch als ich erwachsen war, dass ich genauso wie Großmama bin. Das hat mich getröstet. Und ich bin stolz drauf, dass ich so bin, wie ich bin. Dass ich wie sie bin. Weil ich das selbst so gar nicht gesehen habe. 


Weil ich ein andersdenkender Freigeist und eine alte Seele bin. Selbst meine Großmama und auch meine Ur-Großmama waren auf ihre Art Freigeister. Auch meine Ur-Großmama kannte ich noch als Kind. Auch dort habe ich mich immer zuhause und wohl gefühlt, wenn wir bei ihr zu Besuch in ihrem verwinkelten Haus in Baden Württemberg waren. Auch sie war auf ihre Art zu ihrer Zeit eine Rebellin. Da könnte ich auch Geschichten erzählen. Was aber an diese Stelle hier nicht gehört. Jedenfalls bin ich sehr stolz auf eine derart rebellische Vorfahrin und weiß, von wem ich mein Rebellinnen-Sein geerbt habe.


Jedenfalls strahle ich alles das aus, was meine Großmama war. Ich sorge auch immer mit Liebe und Wärme dafür, dass in meinem Daheim Gemütlichkeit ist. Weil schon allein ich das zum Wohlfühlen unbedingt brauche. Und auch die Freundinnen meiner Töchter lieber bei uns waren, als dass sie heim zu sich wollten. Ich habe mein Bestes getan, um meinen Töchtern an einem Ort Heimat zu geben. Die Wohnung, in der die beiden aufgewachsen sind, hatten wir immerhin zwanzig Jahre.


Mein Leben lang bin ich, im Gegensatz zu meiner Großmama, eine offene Rebellin par excellence, wenn jemand mich nicht so sein lassen kann, wie ich bin. Ich kann durchaus auch laut werden, wenn mich jemand respektlos behandelt oder irgendwie ärgert. Oder mich zwingen will, mich unterzuordnen und zu funktionieren. Da ich mir absolut nichts mehr gefallen lasse. Bin aber schnell wieder bei mir und in meiner Mitte. Da bringt mich auch so schnell nichts und niemand mehr raus. 



Ich habe mit meinem Freiheitsbedürfnis die Muster meiner Familie laut unserem Stammbaum nach mehreren Jahrhunderten endlich durchbrochen. Und bin absolut stolz drauf. Da ich sehr strikt für Selbstbestimmung, Freiheit und Freiwilligkeit bin. Und das auch absolut ehrlich und offen kommuniziere. Und selbst radikal lebe. 


Dennoch habe ich Stand heute inzwischen zehn Umzüge bewältigt. Der krasseste Ortswechsel war für mich vor drei Jahren, als ich Bayern verlassen habe und an den Rhein gezogen bin. Allerdings fühle ich mich hier jetzt daheim. Weil ich in mir selbst inzwischen daheim bin. Was mir so lange Zeit meines Lebens gefehlt hat.